Lebendiger Osterhase? - NEIN DANKE!
Ostern naht mit riesen Schritten und damit auch auch eine sehr kritische Zeit. Jahr für Jahr bietet sich in der Osterzeit in Zoofachhandlungen und Bau- und Gartenbedarfsmärkten mit Tierverkauf das gleiche Bild:
Super niedliche, sehr junge und sehr kleine Kaninchenbabys mit großen dunklen Knopfaugen soweit das Auge reicht!
Als zusätzlichen Kaufanreiz bieten einige Märkte Sonderangebote an, so dass beispielsweise beim Kauf eines Kaninchens Zubehör oder Futter günstig erworben werden kann. Beim Anblick der supersüßen kleinen Langohren geht selbst in dieser Hinsicht ansonsten vernünftigen Kaninchenliebhabern das Herz auf. Kommt noch der flehende Blick eines Kindes dazu, dass beim Anblick der kleinen Flauschkugeln Feuer und Flamme ist, werden viele Eltern schwach. Sie kaufen ihren Kindern ein oder zwei "Osterhasen" als Ostergeschenk.
Nach der anfänglichen Euphorie kommt meist leider das böse Erwachen!
Denn es stellt sich schnell heraus, dass es sich beim Bild des Kaninchens als anspruchsloses, kindergeeignetes Kuscheltier um ein Klischee handelt.
Ergebnis:
Die ehemals so heißbegehrten Langohren landen entweder im Tierheim, werden in der Zeitung inseriert oder fristen ein trostloses Dasein in einer Ecke des Kinderzimmers oder des Gartens. Das traurige Ende einer Geschichte, die mit so viel Begeisterung begann...
Warum dies fast zwangsläufig das Resultat eines "Osterhasen" als Geschenk sein muss, liegt an einer Vielzahl von Gründen. Hauptsächlich ist es darauf zurückzuführen, dass...
... Kinder und Kaninchen eine schwierige Konstellation sind.
Kaninchen sind dämmerungsaktiv. Ihre aktiven Phasen liegen also in der Zeit, in der die Kinder schlafen. Zudem brauchen sie ihre Ruhephasen und möchten nicht immer gestreichelt werden. Kaninchen sind Fluchttiere und sehr schreckhaft. Aprupte Bewegungen und Geschrei erschrecken und stressen die Tiere. Auf all das müssen die Kinder Rücksicht nehmen. Manche Kaninchen sind meist für Streicheleinheiten zu haben, einige werden jedoch nie richtig zahm und lassen sich nur ungern anfassen. Auch diese und andere individuelle Charaktereigenschaften müssen akzeptiert werden (Kaninchen und Kinder). Dies fällt jedoch vielen Kinder schwer und sie verlieren rasch das Interesse an ihren neuen Mitbewohnern.
... seitens der Fachhandlungen nur eine unzureichende, teilweise sogar falsche, Beratung erfolgt.
Zoofachhandlungen, Bau- oder Gartenbedarfsmärkte, welche Tiere verkaufen, leben vom Verkauf. Dementsprechend steht die Umsatzmaximierung im Zentrum des Handelns. Somit wird mit potentiellen Kunden keineswegs ein umfassendes Beratungsgespräch geführt. Vielmehr werden sie in ein Verkaufsgespräch verwickelt, in dem kritische Seiten der Kaninchenhaltung außen vor gelassen werden. Auf Informationen über artspezifische Bedürfnisse (großer Platzbedarf etc.) oder Hinweise auf mögliche Probleme, hofft sich der Käufer in der Regel vergebens. So wird zum einen keine vernünftige Entscheidungsgrundlage geschaffen, ob Kaninchen überhaupt die richtigen Haustiere für einen sind. Zum anderen ergeben sich aus mangelnden Kenntnissen bzw. Fehlinformationen Haltungs- und Fütterungsfehler, welche sich negativ auf das Zusammenleben von Kaninchen und Haltern auswirken. Häufiges Resultat: Aggressive, frustrierte oder verfettete und apatische Kaninchen, die ihre Besitzern überfordern und/oder ihnen schnell lästig werden.
... die Kaninchen viel zu jung abgegen werden.
Die angebotenen Kaninchenbabies sind meist erst 4-6 Wochen alt. In diesem Alter sind sie noch der Inbegriff des Kindchen-Schemas (klein, rund, flauschig, knopfäugig), sind aber viel zu jung, um bereits von ihrer Mutter und den Geschwistern getrennt zu werden. Zwar werden die Kaninchenbabies nur bis etwa zur vierten Woche gesäugt, haben aber noch eine sehr empfindliche Verdauung. Jede Veränderung kann zu schwerwiegenden, im schlimmsten Fall tödlichen, Verdauungsproblemen führen. Darüber hinaus sind die Babies in diesem Alter noch sehr anfällig für Erkrankungen jeglicher Art. Zudem sind sie noch unzureichend sozialisiert. Der Umgang mit Mutter und Geschwistern ist für die Kleinen immens wichtig, um das kaninchentypische Sozialverhalten zu lernen. Zwar binden sie sich zwar schnell eng an den Menschen, sind jedoch fehlgeprägt und in ihrer natürlichen Entwicklung gehemmt. Solche Kaninchen haben häufig ihr ganzes Leben lang Probleme mit Artgenossen und können kein kaninchengerechtes Leben führen. Nicht zu vergessen, dass die Langohren nur sehr kurze Zeit so klein, flauschig und zurückhaltend bleiben. Bereits wenige Wochen später erlangen sie ihre Geschlechtsreife und testen durchaus mal ihre Grenzen aus.
Durch den Kauf so junger Kaninchen unterstützen Sie die "Produktion" weiterer in ihrer Entwicklung gehemmter und häufig ungesunder Tiere. Jedem Kaninchen, dass Sie "retten" kommt ein neues nach!
Beachten Sie deshalb:
Kaninchen können durchaus wundervolle Haustiere sein, an denen man viel Freude hat. Jedoch nur, wenn sie entsprechend hält und mit ihnen umgeht. Bitte informieren Sie sich deshalb im Vorfeld ausreichend über die artspezifischen Bedürfnisse von Kaninchen und überlegen sich gründlich, ob Sie diese jahrelang erfüllen können und möchten (Was man vor der Anschaffung bedenken sollte ). Insbesondere, wenn Sie Kaninchen für Ihre Kinder anschaffen, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass Sie die Verantwortung für das Wohlergehen der Tiere tragen. Überlegen Sie bitte kritisch, ob Ihr Kind bereits über das entsprechende Alter und den Entwicklungsstand verfügt, um ausreichend Rücksicht auf die Kaninchen nehmen zu können.
Natürlich werden Ihre Kinder enttäuscht sein, wenn ihr großer Wunsch nach einem "Osterhasen" nicht erfüllt wird. Diese Enttäuschung währt jedoch nicht lange. Die Lektion, dass Haustiere Lebewesen mit artspezifischen Bedürfnissen sind, die man respektvoll behandeln sollte und deren Wohlergehen im Vordergrund stehen sollte, bleibt Ihren Kindern ein Leben lang.
Entscheiden Sie sich nach reichlicher Überlegung für die Anschaffung der liebenswerten Langohren, schauen Sie doch mal in den Tierheimen in Ihrer Nähe nach. Dort finden Sie viele Kaninchen in verschiedenen Altersgruppen, mit unterschiedlichsten Farben, Größen und Charakterzügen - insbesondere nach Ostern...
FAZIT: Sagen Sie "Nein danke" zu Kaninchen als Ostergeschenk! Informieren Sie sich im Vorfeld umfassend und überlegen Sie sich die Anschaffung gut. Nur so können beide Seiten - Kaninchen und Halter - miteinander glücklich werden.