Die Haltung im Außengehege ist die Form der Kaninchenhaltung, die der natürlichen Lebensweise der Kaninchen am nächsten kommt. Es ist also ein Glück für Kaninchen ganzjährig im Freien leben zu dürfen.
Gerade Außenhaltungsneulinge sind jedoch oft verunsichert, wenn es darum geht ihre Schützlinge bestmöglich durch die kalten Wintermonate zu bringen. Kaninchen kommen zwar mit den Witterungsverhältnissen in unseren Breitengraden gut zurecht, dennoch sollten einige Punkte berücksichtigt werden, damit sie den Winter gut überstehen.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Kaninchen rechtzeitig in das Außengehege umziehen (bis Ende August)!
- Gehege überdachen und seitlich verkleiden!
- Ausreichend unverbauter Platz zum „Warmhoppeln“ (min. 3qm pro Kaninchen) anbieten!
- Mehrere trockene, gut isolierte und ausreichend große Schutzhütten bzw. Ställe aufstellen!
- Geschützte Plätze dick mit Heu und Stroh einstreuen!
- Boden mit dick mit Rindenmulch, Stroh und Laub bedecken!
- Mehr und kalorienreicheres Futter anbieten!
- Wasser mehrmals täglich austauschen!
- Schnee vom Gehegedach räumen – Einsturzgefahr!
Allgemeine Informationen
- Kaninchen müssen bis spätestens Ende August in das Außengehege ziehen. Nur so bilden sie ein ausreichendes Winterfell mit dichter und wärmender Unterwolle. Je länger der Zeitraum zwischen Umsiedlung und kalten Nächten mit einer Temperatur unter 10° C, desto eher können Erkrankungen vermieden werden.
- Kaninchen dürfen nie alleine gehalten werden. Gerade wenn es kalt wird benötigen sie dringend Partnertiere um sich gegenseitig zu wärmen.
- Die Tiere benötigen ausreichend Platz um sich „warm zu laufen“. Deshalb liegt der Mindestplatzbedarf im Außengehege bei 3qm pro Kaninchen. Ein Großteil der Fläche sollte unverbaut sein, damit die Tiere sich frei bewegen können.
- Bitte die Kaninchen auf keinen Fall in den Stall sperren! Sie brauchen die Möglichkeit sich zu bewegen um sich aufzuwärmen. Häufig suchen die Langohren freiwillig keine geschützten Plätze auf. Davon bitte nicht irritieren lassen! Wenn es ihnen wirklich zu kalt wird, werden sie das instinktiv tun.
- Die Kaninchen niemals, auch nicht kurzfristig, ins „Warme“ holen! Damit tut man den Kaninchen keinen Gefallen. Im Gegenteil, die Tiere können davon krank werden, z.B. Erkältung. Muss ein krankes Tier hereingeholt werden, muss es erst in einem kühlen Raum untergebracht werden.
- Insbesondere bei chronisch kranken, älteren oder geschwächten Kaninchen bedarf es gesteigerter Aufmerksamkeit. Diese Tiere bitte ganz genau im Auge behalten, um auch kleinste Veränderungen zu bemerken! Bei diesen Kaninchen gilt es abzuwägen, ob eine Innenhaltung während Herbst und Winter nicht besser geeignet ist. Auch Kaninchen, welche den ersten Winter im Freien verbringen, sollten ganz genau beobachtet werden.
Gestaltung des Geheges
- Eine Komplettüberdachung ist bei kleineren Gehegen (bis ca. 8qm) empfehlenswert, damit nicht der gesamte Gehegeboden nass wird, wenn es stark regnet. Bei größeren Gehegen reicht eine Teilüberdachung. Die Tiere sollten immer einen trockenen Platz haben, an den sie sich zurückziehen können. Denn die Kombination aus Nässe und Kälte ist sehr schädlich!
- Mindestens zwei Seiten des Geheges sollten dauerhaft mit Holz verkleidet werden. Hierbei Wind- und Wetterseite beachten!
- Als Schutz vor Wind und Regen können zusätzlich Plastikplanen, Weidenmatten, Malerfilz oder dicke Decken angebracht werden. Ein ausreichender Lichteinfall und eine gute Luftzirkulation müssen hierbei gewährleistet sein. Durchsichtige Plastikplanen bieten den Vorteil, dass sie lichtdurchlässig sind. Außerdem können sie als Rollos angebracht und aufgerollt werden, wenn sie nicht benötigt werden.
- Ein Angebot von ausreichend großen (Gruppenkuscheln) und gut isolierten Schutzhütten oder Außenställen ist unabdingbar. Diese können als Schutz vor Bodenkälte so auf Styroporplatten platziert werden, dass die Kaninchen nicht am Styropor nagen können. Das Holz sollte eine Dicke von mindestens 2cm haben. Gut mit Heu und Stroh gepolstert bieten die Schutzhütten/der Stall den Kaninchen eine gute Rückzugsmöglichkeit. Auch im Winter muss die Einstreu natürlich regelmäßig erneuert werden!
- Die Temperatur in den Schutzhütten bzw. im Stall sollte nicht weit unter 0°C fallen. In sehr kalten Wintern kann mittels eines Wärmekissens (z.B. SnuggleSafe Heizkissen für Haustiere) oder einer Wärmelampe Wärme zugeführt werden. In der Regel ist dies jedoch nicht notwendig, da Kaninchen Temperaturen bis -20°C vertragen. Problematisch wird es erst, wenn die Temperaturen dauerhaft so niedrig sind. Bei Verwendung der Wärmequellen bitte darauf achten, dass der Unterschied zwischen Außen- und Innentemperatur nicht allzu hoch wird. Die Kaninchen müssen selbst entscheiden können, ob sie das Wärmeangebot nutzen oder nicht. Eine weitere Schutzhütte bzw. ein weiterer Stall wird somit notwendig.
- Als Bodenbedeckung eignet sich eine dicke Schicht Rindenmulch. Ein Teil des Geheges kann auch mit einer dicken Strohschicht versehen werden. Die Strohschicht isoliert sehr gut, muss aber regelmäßig ausgetauscht werden. Auch Laub kann hat einen isolierenden Effekt und wird meist auch noch gerne gefressen.
Tipp: Ein ganzer Strohballen eignet sich, in einem geschützten Bereich platziert, hervorragend als gut isolierte Aussichtsplattform für die Kaninchen. Und als warme Sitzgelegenheit für den Halter, der auch im Winter nicht auf engeren Kontakt mit seinen Schützlingen verzichten möchte. In einem großen Gehege können auch mehrere Strohballen treppenförmig so übereinander gestapelt werden, dass unten eine Höhle entsteht.
Wichtig: Auf keinen Fall Außenställe mit Zinkwannen kaufen! Auch eine dicke Einstreuschicht bietet den Kaninchen keinen ausreichenden Schutz vor dem eiskalten Metall. Entsprechende bereits vorhandene Ställe können mit einer Plastikwanne oder Holzplatte in passender Größe oder Laminat- oder Korkboden versehen werden. Auch selbstklebende Folie ist eine Möglichkeit, solange sie so an den Ecken umgeschlagen wird, dass sie nicht von den Kaninchen angenagt werden kann.
Wichtig: Schnee auf dem Gehegedach muss regelmäßig beiseite geschaufelt werden, sonst droht Einsturzgefahr!
Fütterung im Winter
- Auch im Herbst/Winter gilt: Je abwechslungsreicher die Kaninchen gefüttert werden, desto besser! Auf diese Weise wird einer Unter- oder Überversorgung an Vitaminen und Mineralstoffen entgegengewirkt.
- Die Kaninchen benötigen mehr Futter, da sie sich zum einen eine schützende Fettschicht anfressen sollten und zum anderen einen erhöhten Energiebedarf haben.
- Im der kalten Jahreszeit wird von Kaninchen vermehrt Heu gefressen. Deshalb besonders viel frisches und qualitativ hochwertiges Heu anbieten.
- Ab Herbst sollte mit der Fütterung von saisonalem Gemüse wie beispielsweise Knollensellerie, Pastinake, Petersilienwurzel, Topinambur, Steckrübe, rote Beete o.ä. begonnen werden. Dieses Gemüse ist kalorienhaltiger und eignet sich gut um das notwendige kleine Fettpolster anzufressen.
- Empfehlenswert ist es ebenfalls die Kaninchen langsam an verschiedene Kohlsorten zu gewöhnen. Die meisten Kohlsorten frieren nicht so schnell ein und bereichern den Speiseplan. Gut verträglich sind beispielsweise Chinakohl, Kohlrabi, Grünkohl, Broccoli, Blumenkohl und Romanesko.
- Getrocknete Blätter und Kräuter sowie evtl. geringe Portionen Trockengemüse (sehr kalorienreich!) können ebenfalls verfüttert werden. Natürlich dürfen auch Zweige zum Nagen weiterhin nicht fehlen.
- Geschwächte Tiere mit erhöhtem Kalorienbedarf sollten ggf. mit Päppelbrei (z.B. Critical Care oder RodiCare instant) zugefüttert werden.
- Über den Tag verteilt so häufig wie möglich Futterrationen verfüttern, damit das Futter nicht so leicht gefriert. Je wässriger das Futter desto schneller friert es natürlich. Gefrorenes Futter ist nicht schädlich, wenn die Tiere sich daran gewöhnt haben. Vorsicht: Ist das Futter einmal gefroren gewesen und wieder aufgetaut, schimmelt es schneller!
- Geeignet sind schwere Wassernäpfe aus Steingut. Vorsicht: Bitte keinesfalls Näpfe aus Metall benutzen, da die Zungen der Kaninchen an ihnen festfrieren können!
- Den Wassernapf an einem geschützten Ort (z.B. isolierte Schutzhütte) platzieren und mit einer dicken Schicht Stroh umgeben, dann friert das Wasser nicht so schnell ein.
- Mehrmals täglich das Wasser erneuern. Dabei kaltes Wasser auffüllen, da dieses langsamer als warmes gefriert.
- Kleine Holzstückchen, Tennisbälle oder ein Schwimmer für Fischteiche sorgen für leichte Bewegung, so dass das Wasser nicht so schnell einfriert. Wärmeplatten für Terrarien sind auch eine Möglichkeit, die mir persönlich aber zu riskant ist.
Für Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.